“Identitätsfeststellung, ist ganz normal”

Am Praterstern, 18.10. Nachmittag

Am Anfang der Praterhauptallee wird eine Schwarze Person, die auf einer Parkbank sitzt, von 5-6 Polizist_innen kontrolliert. Ich komme vorbei, bleibe irritiert stehen und setze mich dann auf die nächste Bank, von wo aus ich das Geschehen beobachte, aber auch telefoniere. Nach circa 15 Minuten frage ich bei der Polizei nach, was sie hier macht – Antwort: “Identitätsfeststellung, ist ganz normal”. Auf die Nachfrage, dass mir solche Kontrollen nicht passieren und warum das so lange dauert, wird auf die Kollegin verwiesen. Diese telefoniert mit einer höheren Stelle und fragt nach dem Telefonat, was es leicht gibt. Danach schickt sie mich weg, weil sie mit der kontrollierten Person reden will. Ich frage bei dieser nach, ob ich helfen kann oder auf sie warten soll. Sie meint, ich soll warten. Ich warte in einigen Metern Entfernung, nach ein paar Minuten ruft mich die Person zu Hilfe. Ich kriege von der Polizei erklärt, was sie auch ihm erklärt hat: Die Fremdenpolizei will mit ihm sprechen, deshalb nehmen sie der Person den nicht-europäischen Pass und die Aufenthaltsgenehmigung aus dem Nachbarland ab. Diese kann er sich bei der Fremdenpolizei holen, wenn er zu einem Gespräch kommt. Es gibt nichts daran zu ändern, weil “Ich bin weisungsgebunden, das kommt von einer höheren Stelle”, so die Polizistin. Ich gebe der kontrollierten Person meine Telefonnummer, diese muss mit auf die Station, wo sie eine Bestätigung über die Abnahme der Dokumente bekommt. Wir treffen uns danach.

Mein Gefühl:

Total schreckliche Kontrolle und Entreißen von Freiheit ohne Grund von der Polizei. Ich war trotzdem sehr machtlos und habe nichts ändern können, außer zu zeigen, dass es jemanden interessiert, wenn solche Scheiße passiert.

Gefühl der kontrollierten Person:

Vielen Dank, war sehr wichtig zu sehen, dass jemand diese Kontrolle nicht in Ordnung findet und zur Seite zu stehen versucht.

Spätere Entwicklung

Bei der Fremdenpolizei: Sie kriegen einen Brief von uns, kommen’S dann wieder. Keine Rückgabe der Dokumente (trotz Meldeadresse in Wien).
Die kontrollierte Person sucht Unterstützung bei einer Anwältin, das stellt natürlich eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Als die Anwältin zur Fremdenpolizei geht, bekommt sie die Dokumente und einen Brief. Im Brief steht, dass Österreich so bald wie möglich zu verlassen ist.
Seit einiger Zeit erreiche ich die kontrollierte Person nicht mehr, inwiefern das in Zusammenhang mit dieser Kontrolle steht, weiß ich nicht.