“Ich bin gleich da, bin grad über die Grenze gefah- scheiß rassistische Arschlöcher!” “Was ist denn los?”, ertönt es aus dem anderen Ende der Leitung. “Die scheiß Kiewara ham mal wieder nichts Besseres zu tun als Racial Profiling zu betreiben!”
Ich wusste, dass ich einschreiten sollte und konnte es auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, die Polizei mal wieder unkommentiert rassistische verdachtsunabhängige Kontrollen durchführen zu lassen. Während ich noch überlegte, was ich machen könnte, standen auch schon einige Menschen am Ende des Zugabteils umzingelt von Polizist_innen. Sie alle hatten ein gültiges Zugticket, gültige Ausweispapiere und waren ruhig mit dem Zug mitgefahren.
Also eigentlich kein Grund für die Kiwarei einzuschreiten, und doch wurden sie – und nur sie – von den sogenannten Ordnungshüter_innen kontrolliert. Auffallend : Sie alle hatten dunklere Hautfarbe und/oder Kopftuch. Niemanden im Zug schien diese Handlung zu interssieren. Gerade als ich den Mut gefasst hatte, mich mit den dort isoliert und bewacht stehenden Personen zu solidarisieren, wurden sie auch schon aus dem Zug hinaus gedrängt. Mir blieb nichts anderes als ein halblautes, ohnmächtiges “Scheiß rassistische Arschlöcher!” ins Handy zu brummen. Türen auf, Türen zu.
Mir saßen nun zwei andere Personen gegenüber. Halb genervt fragten sie, ob es denn schon wieder Kontrollen an der Grenze gegeben hätte oder warum der Zug sonst Verspätung hätte. “Krass!” dachte ich mir, eins scheint dies hier in dem kleinen Dorf an der Grenze zu Italien und Österreich schon gewöhnt zu sein. Noch bis vor zwei Jahren war es eher eine nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung über die immer zu spät kommenden Italier_innen, wenn’s mal’n bissl länger gedauert hat. Seit Sommer 2015 ist es die Kiewerei, die für Verspätungen sorgt.